Am 29. Juli fand der zweite Round Table zur muslimischen Patientenverfügung statt. Auf Initiative der Islamberatung in Bayern lud die Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft [AIWG] der Goethe Universität Frankfurt a.M. zu einem digitalen Gespräch. Im Mittelpunkt der Diskussion stand die Frage, "Was die Besonderheit an einer muslimischen Patientenverfügung ist welche Bedarfe es aus und für die Praxis gibt". 20 Personen nahmen teil, darunter Vorsitzende von muslimischen Verbänden, Mediziner:innen, muslimische Theolog:innen, Vertreter:innen von Wohlfahrtsverbänden und aus dem Verbraucherservice.
Auf der Basis eines einführenden Vortrags von Dr. Martin Kellner, Universität Osnabrück, diskutierten die Teilnehmenden über die Herausforderungen in einer älter werdenden Gesellschaft, in der zugleich die medizinischen Möglichkeiten immer größer werden. Einzelne können bei Krankheit und am Ende des Lebens vor vielen Entscheidungsfragen stehen. Die Teilnehmenden zeigten in ihren Beiträgen auf, dass auch Muslim:innen einen hohen Bedarf sehen, sich mit den Fragen zum Ende des Lebens auseinanderzusetzen. Eine Patientenverfügung, die Antworten auf religiöse und spirituelle Fragen bietet, kann eine Hilfestellung sein, um über die Vorsorge am Ende des Lebens und darüber hinaus nachzudenken und frühzeitig Entscheidungen zu treffen.
Die Islamberatung in Bayern ist an diesem Thema beteiligt, weil sich eine christliche Palliativstation ratsuchend zum Umgang mit muslimischen Patient:innen an die Islamberatung wandte. Auch in anderen Gesprächen der Islamberatung in Bayern mit muslimischen Akteur:innen zeigte sich, dass das Thema auch für Muslim:innen schon lange wichtig ist und bereits Anstrengungen in verschiedenen Handlungsbereichen unternommen wurden.
Die Islamberatung begleitet nun diesen Prozess der Entwicklung einer muslimischen Patientenverfügung und führt unterschiedliche Perspektiven u.a. von Pfleger:innen, muslimischen Vertreter:innen, Wissenschaftler:innen aus Theologie, Medizin, Rechtswissenschaften und angewandten Wissenschaften zusammen. Mit ihrem Projektpartner Erlanger Zentrum für Islam und Recht in Europa (EZIRE) an der Universität Erlangen-Nürnberg erarbeitet sie ein Working Paper zur muslimischen Patientenverfügung.